Das Sinn-Modell des Dialogischen Lernens zeigt, dass Lehrende und Lernende sich miteinander in einem ständigen Lernprozess befinden, welcher das Ziel hat, auf der Basis von Lerninhalten auf beiden Seiten Erkenntnisse auszulösen. Sinn und Erkenntnis werden nicht einseitig vermittelt, sondern im Miteinandersprechen gemeinsam konstituiert. |
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Somit basieren die beabsichtigten Erkenntnisprozesse zunächst nicht auf bestimmten Methoden, sondern auf der Kommunikationsfähigkeit, genauer der „Gesprächsfähigkeit“ der Teilnehmenden. Denn diese sollen im Miteinandersprechen – sowohl als Sprecher*in wie als Hörer*in – miteinander Sinn konstituieren. 1 Dagegen ist ein Unterricht, der nur die Vermittlung von Lerninhalten – ohne Beteiligung der Beteiligten - verfolgt, letztlich sinnlos. Und in der Folge auch verantwortungslos, weil insbesondere im Zeitalter der künstlichen Intelligenz (ChatGPT & Co.) die aktive Hinterfragung von Inhalten letztlich nur im „leibhaft vollzogenen Miteinandersprechen“, also unter Anwesenden, stattfinden kann. Und hier spielt nun die gesprächsfähige Lehrkraft eine bedeutende Rolle durch ihre kompetente Begleitung und Unterrichtsmoderation, bei der stets das gemeinsame Ziel durch eine gemeinsam gemachte Sache zu relevanten und lebensbedeutsamen Erkenntnisprozessen führt. Welche Methoden dabei die Lehrkraft einsetzt, ist zunächst ihr überlassen, insofern sie dabei die Förderung der anwesenden Persönlichkeiten sowie deren Lern- und Gesprächspotenzial im Blick hat und dazu geeignete Interaktionen auf den Weg bringt. Doch auch bei einem Methoden-Mix sollte der gesprächsbasierte Unterricht im Blick behalten werden, denn er ist in besonderer Weise für Erkenntnisprozesse – auf beiden Seiten – geeignet. Ein solcher Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden ermöglicht eine individuelle Begleitung der Lernprozesse ohne Überforderung. In der Fortbildung „Dialogisches Lernen auf kommunikationspädagogischer Basis“ wird daher auch näher auf die kommunikativen und arbeitstechnischen Rahmenbedingungen eines diskursorientierten Unterrichts eingegangen. ________________________________________________
„Gesprächsfähig ist, wer im situativ gesteuerten, personengebundenen, sprachbezogenen, formbestimmten, leibhaft vollzogenen Miteinandersprechen – als Sprecher wie als Hörer – Sinn so zu konstituieren vermag – dass damit das Ziel verwirklicht wird, etwas zur gemeinsamen Sache zu machen, der zugleich imstand ist, das Miteinandersprechen und die im Miteinandersprechen gemeinsam gemachte Sache zu verantworten.“ (Geißner, Sprecherziehung, 2. Aufl. 1986, S. 14) |